Ein Wunder geschieht – heute gibt’s einen Konzertbericht von mir.
Die Corona-Zeit ist noch nicht überstanden, aber immerhin haben wir alles so weit im Griff, dass wieder Konzerte stattfinden dürfen.
Gleich im Veröffentlichungsjahr stand die neue CD von Patricia „One more year“ auf meinem Oster-Wunschzettel und meine wahnsinnig tollen Eltern waren aufmerksam genug, um mir diesen Wunsch zu erfüllen. Ich habe sie dann ein paar Mal im Auto laufen lassen, aber irgendwie hat es mich nicht so richtig gepackt. Keines der Lieder war schlecht, aber mich hat auch keins richtig gepackt. Das änderte sich, als Patricia 2020 als Adele bei RTL auftrat. „When we were young“ habe ich mir immer und immer wieder über die Mediathek angesehen. Dann postete sie bei Instagram häufiger die Live -Version von „Love found me“. Das hat mich mindestens genauso berührt. Die CD-Version gefiel mir weiterhin nicht so gut, sodass ich völlig textunsicher und übermüdet aus der 12-Stunden-Schicht am 24.09.2022 beim Konzert in Leipzig war. Leider hatte ich die CD weiterhin nicht gehört, denn am 04.10.2022 stand im Steintorvarieté in Halle schon das nächste Patricia-Konzert an und ich konnte kaum eine Textzeile. Deshalb – verzeiht, wenn ich die Setlist nicht so genau hinbekomme . Eine große Überraschung gab’s schon am Halleschen Bahnhof, da die Straßenbahnen streikten. Zum Glück hatten wir das Auto im Gepäck und sind totesmutig durch die Innenstadt von Halle gefahren . Etwas überrascht waren wir allerdings schon, dass wir eigentlich genaue Platzkarten hatten, dann aber doch freie Platzwahl war. Zum Glück waren wir rechtzeitig da und zum Glück konnten wir uns auch nicht entscheiden, was wir in der Innenstadt Halle so essen könnten.
Ich glaube, es begann mit „Don’t lose hope“. Das war ein richtig schöner Einstieg, denn live hatte es richtig viel Kraft. Gleich zu Beginn redete sie sich um Kopf und Kragen. Eigentlich wollte sie zum Ausdruck bringen, wie schön sie die gemischte Altersstruktur im Publikum fand, hat sich dann aber nicht getraut, einige ihrer Fans als „alt“ zu bezeichnen. Sie begann mit den ganz jungen Kindern, den Jugendlichen, den jüngeren Erwachsenen und den etwas na ja… auch jungen, Erwachsenen, aber eben nicht mehr ganz so jung.
Ganz begeistert war sie auch von den Leuchtenden Luftballons, die einige Fans in der ersten Reihe mitgebracht hatten. Sie wollte wissen, was da drin leuchtet. Eine Luftballonbesitzerin rief ihr „Glühbirnchen“ entgegen… doch dieses Wort war deutlich zu schwierig zum Aussprechen für Patricia. Es war bei ihr alles „Glühbürnchen“, „Glühbörnchen“, „Glühbierchen“ – aber Glühbirnchen wollte ihr einfach nicht über die Lippen kommen . Ähnlich ging es ihr wenige Zeit später mit dem Wort „Schnürsenkel“. Ein bisschen verwundert waren wir nämlich, dass Patricia zwar im hübschen stylischen Kleid, aber in Turnschuhen auf der Bühne erschien. Vielleicht hat sie aber auch gerade deshalb so sehr auf der Bühne abrocken können. Relativ schnell bemerkten wir auch, dass ihr rechter Schuh auf war, trauten uns aber nicht, es anzusprechen. Ein anderer Fan war ein paar Lieder später mutiger und rief es ihr entgegen. In möglichst grazilen Posen schnürte sie schließlich ihren Schuh wieder zu. Zwischendurch fragte Patricia, ob wir denn wüssten, wann die Kellys zum ersten Mal in Halle waren. Keiner wusste es so genau. Es war 1990. Ihre Band ließ sie dann rechnen, wie viele Jahre das her ist. Da das bei so einer geraden Jahreszahl eigentlich nicht so schwierig ist, hat sie ihre Bandmitglieder ganz schön auflaufen lassen – hat dann am Ende sogar ihrem Schlagzeuger Recht gegeben, als er mit 30 Jahren antwortete. Ich glaube, das Corona-Jahr haben sie nicht mitgezählt.
Insgesamt waren die Musiker heute aber alle richtig gut drauf. Der Gitarrist, ließ gleich bei den ersten Liedern eine Seite springen und hatte dann etwas Mühe, rechtzeitig eine neue aufzuziehen. Der Schlagzeuger trommelte um sein Leben, der Keyboarder heute richtig in die Tasten. Patricia gab allen immer mal wieder Raum, in dem sie sich richtig austoben konnten und das übertrug sich auch auf die Fans. Richtig schön. Ein Lied improvisierte sie live für Halle – diesmal im Schlager-Style. Auch das rockte richtig. Die anderen Bandmitglieder waren beim Singen etwas schüchtern, aber der Schlagzeuger traute sich, als ihm Patricia das Mikro hinhielt und ließ ein paar Töne von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ erklingen.
Dass sie „When we were young” von Adele ganz toll singen kann, wusste ich ja schon aus RTL und es hat mir auch diesmal wieder Gänsehaut auf die Arme gezaubert. Richtig überrascht war ich allerdings von „The grace“. Das Lied ist zwar auch auf ihrer CD und klingt auch in der CD-Version gut, ist mir aber nie richtig aufgefallen. Live war es der Hammer und hat mich echt geflasht. In einigen Städten hat sie es während dieser Tour wohl nicht gesungen, aber die Fans haben sich (zu recht) beschwert, sodass Patricia sagte, dass sie es extra nochmal geübt hätten. Bei Liedern wie „Goodbye“, „Don’t you speak“ oder „Fire“ rockte Patricia richtig ab und das übertrug sich auch auf die Fans. Da kam die richtige Konzertstimmung auf, nach der ich mich in der Corona-Zeit so sehr sehnte. Aber auch die tragende Nummer „Giant“ war live fantastisch. Am Ende wurde alles mit dem wundervollen Song „Thank you“, den sie für ihren Mann geschrieben hat, abgerundet und er verfolgte mich noch die ganze Autofahrt auf dem Weg nach Hause.
Dieser Tag zeigte mir mal wieder, dass ich die Live-Musik brauche, um die Lieder richtig zu verstehen und zu verinnerlichen. Jetzt habe ich nochmal richtig Lust, mich mit den Texten und Liedern zu beschäftigen, sodass ich noch sehr lange von diesen Erlebnissen zehren werde. Danke, Meusgen, dass du mir das ermöglicht hast.